Christoph Federrath's Diplomarbeit [ 4MB pdf ]
Eine der wichtigsten Aufgaben der Astrophysik ist die Erklärung der Phänomene,
die bei der Entstehung von Sternen eine Rolle spielen. Sterne bilden sich im interstellaren
Medium in Wolken aus molekularem Wasserstoff (siehe Abbildung). Diese
Wolken haben eine komplexe Struktur, bestehend aus komprimierten Regionen und
nahezu leeren Zwischenräumen. Es wurde lange Zeit angenommen, dass Gravitation
die Formgebung dieser Molekülwolken bestimmt. Neuere Erkenntnisse, sowohl
aus Beobachtungen, als auch aus theoretischen Überlegungen, deuten jedoch darauf
hin, dass Überschallturbulenz bei der Strukturierung des Inneren von Molekülwolken
der entscheidende physikalische Mechanismus ist. Geschwindigkeitsverteilungen
in Molekülwolken werden über die Verbreiterung von Spektrallinien gemessen und
zeichnen ein Bild ungeordneter Bewegungen mit Überschallgeschwindigkeiten. Diese
Beobachtungen werden mit Überschallturbulenz assoziiert.
Der Orion Nebel (M42, Bild rechts) ist das uns am nächsten gelegene Sternentstehungsgebiet.
Kürzlich (vor weniger als 10 Millionen Jahren) entstandene junge O- und B-Sterne regen durch
ihre intensive UV-Strahlung das Gas und den Staub im Nebel zum Leuchten an. Sterne
solch großer Masse (circa 10 Sonnenmassen) wurden in nahegelegenen Regionen aus Gas des
Orion-Molekülwolkenkomplexes erzeugt. Die Lebensdauer solcher Sterne ist um 2-3 Größenordnungen
kürzer als die Lebenszeit der Sonne und des gesamten Universums. Am Ende ihrer
Existenz werden sie zu Supernovae, die möglicherweise als wichtige Quelle interstellarer
Überschallturbulenz angesehen werden können. Dabei reichern sie den interstellaren Raum
mit schweren Elemente an, die sie in ihrem Inneren fusioniert haben. Aus diesem Gas können
wiederum neue Sterne gebildet werden. Die Materie, aus der Sterne und Planeten
bestehen, kann folglich mehrere Sternentstehungszyklen durchlaufen haben. Dabei wird
der relative Anteil schwerer Elemente mit zunehmender Anzahl der Zyklen erhöht und der
Aufbau komplexer chemischer Verbindungen ermöglicht. Diese Tatsache bildet letztlich
auch die Grundlage für die Entstehung von Leben. (Aufnahme HST, 2004-2006)
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Verantwortlich: Simon Glover, letzte Änderung am 22.04.2010 15:39 CEST